Bestattungskulturen
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Bestattungskultur im Wandel der Zeit
Die Urnenfelderkultur ist die am weitesten verbreitete mitteleuropäische Kultur der späten Bronzezeit. Sie dauerte von etwa 1300 bis 800 vor Christus und verdankt ihre Bezeichnung der Bestattungssitte. Die Toten wurden verbrannt, ihre Asche in Tongefäße gefüllt und in angelegten Friedhöfen beigesetzt. Nähere Informationen findet man heute auch im Stadtmuseum.







In einem Kärlicher Gräberfeld aus der Latènezeit wurden mehrere Schnabelkannen aus Bronze als Grabbeigabe gefunden. Die Originale befinden sich in der
archäologischen Sammlung auf der Festung Ehrenbreitstein.

Der Mülheimer Kasper Lammert war seinerzeit „Vertrauensmann der rheinischen Vor- und Frühgeschichte“. Am 3. März 1960 dokumentierte er die Ausgrabung eines
römischen Friedhofes in der Flur 16, Auf dem Distelberg“, 80 m westlich vom neuen Mülheimer Friedhof und beschreibt es weiter als „römisches Grab aus dem 4. Jahrhundert aus der Zeit des römischen Kaisers Konstantin“. Das Grab zeigt die menschlichen Überreste nach einer Ganzkörperbestattung mit zahlreichen Gefäßen, die dem Toten wahrscheinlich in gefüllter Form beigestellt oder -gelegt wurden. Bekanntlich hat Konstantin, der zeitweise in Trier residierte, dem christlichen Glauben zur Durchsetzung verholfen. Damit war auch die Hoffnung an die Auferstehung der Toten verbunden. Die Toten wurden folglich nicht mehr verbrannt, sondern mit ihrem ganzen Körper bestattet.

Fundstücke und Dokumentationen des Kasper Lammert findet man auch im Stadtmuseum.
Winfried Henrichs schreibt 2009 in der Stadtchronik Mülheim-Kärlich, dass die Tradition der „Kreuzemächer“ weit in die Vergangenheit zurückreicht. Vor etwa 500 Jahren seien vergängliche Holzkreuze weitgehend durch Kreuze aus den Mühlsteinbrüchen von Mayen und Mendig aus dem gleichmäßigen, feinporigen, dunkelgrauen bis schwarzen Lavagestein geschlagen worden.

Informationen aus dem Stadtmuseum und aus dem Bericht des Kärlicher Pfarrers Josef Schmitt im Heimatbuch Mülheim-Kärlich ist zu entnehmen, dass die Friedhöfe ursprünglich außerhalb der Ortschaften
angelegt waren, in Kärlich an der Heeresstraße und in Mülheim am Hang des Senser Berges. Zusammen mit der ersten Kirche in Kärlich, so Franz-Josef Risse und Lothar Spurzem in der Festschrift Pfarrkirche und Pfarrei St. Mauritius Kärlich zur 800-Jahr-Feier, dürfte ein Friedhof, der Kirchhof, unmittelbar am Ostchor der Kärlicher Kirche angelegt worden sein. Wie sich aus Grabinschriften ergibt, wurden auf diesem Friedhof auch die Verstorbenen der Kärlicher pfarrlichen Filialen Mülheim und Weißenthurm bestattet, da diese Ortschaften laut Visitationsberichten aus dem Jahr 1762 „keinen Taufstein und auch keinen Friedhof“ besaßen.






Fotos: Oswald Senner